4 Jahre Selbständig

by izedin  - August 11, 2021

4 Jahre Selbständig 

Meine Learnings

Keine Lust auf Lesen? Hier das Ganze als Video

Am 01.08.2021 durfte ich das vierte Jahr feiern, in dem ich nun als Fotograf selbständig bin. Eigentlich hätte ich niemals gedacht, dass ich jemand zu 100% Selbständig als Fotograf arbeiten würde, aber so kann man sich auch täuschen!

Falls du mich noch nicht so gut kennst, hier eine kleine Übersicht, wie es dazu kam, dass ich mich als Fotograf selbständig machte:

Im Jahre 2002 war ich noch in der Kantonsschule (Gymnasium) und wir hatten dort eine Projektwoche, wo ich in der Gruppe “Digitale Fotografie” war. Ein Lehrer leihte uns seine Kamera aus und blöderweise (oder glücklicherweise?) fiel sie am letzten Tag zu Boden und ging kaputt. Eine Fachmännische Reparatur war zu teuer, so ersetzten wir dem besagten Lehrer die Kamera und ich bestand darauf, die defekte Kamera zu erhalten.
Damit ging ich zu einem langjährigem Familienfreund, welcher Hobbyelektroniker ist (aber eigentlich als Schuhmacher arbeitet), dieser gab mir die Kamera 2 Wochen später zurück und von da an begann ich intensiv zu fotografieren. 
Ein Jahr später nahm ich an einem Fotowettbewerb teil, wo ich den ersten Platz belegte und dank dessen eine neue Kamera erhielt. Kurz daraufhin war ich zusammen mit einem Freund mit unserem Partyportal Polarstar.ch unterwegs und machte jedes Wochenende Fotos an Parties.

Einige Jahre Später, genauer gesagt 2006 packte mich das Interesse, an einer Hochzeit zu fotografieren und ich fragte einen befreundeten Fotografen, ob er mich Mal mitnehmen würde, was mir unglaublich Spass bereitete. Ein halbes Jahr später meldete ich mich dann auch noch bei der Zeitung und hatte von da an den Job als freischaffender Fotograf, der sporadisch zum Einsatz kam.

Kurz darauf folgten dann die ersten Anfragen von Familien, Hochzeitspaaren und sogar auch von Firmen. 

Die weiteren Jahre verliefen dann alle Parallel zu meinem Studium und meinen Hauptjobs, die ich nach meinem Studium hatte. Zwischen 2008-2017 hatte ich mein Fotobusiness stets nebenbei betrieben und hab mir so ein gewisses Portfolio aufgebaut. 

2016 Hatte ich mich das erste Mal so richtig angefangen mit dem Thema “Business” zu beschäftigen, damals machte Calvin Hollywood die ersten Business Bootcamps, wo ich als Teilnehmer dabei war. Dieses Bootcamp brachte mir viele Erkenntnisse im Bereich Business, Mindset, Kommunikation und so weiter. Im gleichen Jahr mietete ich auch noch ein kleines Fotostudio von 45m^2. 

Nachdem ich dann ein halbes Jahr später Calvin an einem Event in Zürich getroffen hatte, war er ganz erstaunt, dass ich noch nicht selbständig bin. Er fragte mich, was die Gründe dafür seien.. ob mir (Zitat): “Die Eier fehlen?” und das war auch tatsächlich so.
Er fragte mich, wie wohl ich mich denn effektiv in meinem Job fühle und ich musste zugeben, dass da nicht mehr viel von Wohlfühlen war. Ich sah wenig Perspektiven, irgendwie mich weiter zu entwickeln oder in eine höhere Position zu kommen. Und selbst dann, wäre eine höhere Position in der Firma wo ich war mit vielen Nachteilen verbunden. 

Also entschloss ich mich zu Kündigen, Was am ersten Abend allerdings heftige Auswirkungen auf meinen Körper hatte. 
Ich kriegte Ausschlag, konnte kaum einschlafen, hatte Alpträume und wachte komplett erschöpft auf. 

Aber danach hatte ich so ein befreiendes Gefühl in mir, das war toll!

Meine Learnings aus 4 Jahren Selbständigkeit

Was habe ich nun in den letzten Jahren Selbständigkeit gelernt? Nun das war gewiss eine Menge und ich glaube auch, dass ich das nicht alles in einem Blogeintrag verfassen kann, ich habe mir aber über ein paar Tage hinweg Notizen gemacht und möchte dir hier ein paar Punkte aufschreiben und erklären, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 

  • Viele werden am Anfang zweifeln… du auch!
    • Egal wie lange du etwas vorher schon gemacht hast, wie gut du im Business aufgestellt bist, wieviele Kunden du hast oder wieviel Umsatz du machst. Ab dem Moment wo du dich für einen 100%-ige Selbständigkeit entscheidest, wird es Personen geben, die daran zweifeln, was du vorhast. Auch du selber wirst deine Zweifel und Bammel haben, das ist völlig normal, geht vorbei und kommt dann auch wieder.
  • Dranbleiben lohnt sich
    • Es wird Momente geben, in denen vieles Sinnlos erscheint und du dich fragst, ob du überhaupt weitermachen sollst… das ist auch völlig OK. Wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass du weitermachen sollst, dann machst du weiter. 
  • Sei flexibel aber bleib dir treu
    • Mach ruhig auch Dinge, die vielleicht nicht zu 100% zu deinem Kerngeschäft gehören, dadurch kannst du vieles lernen. Aber bleib deiner Linie und deinen Werten stets treu. Verbiege dich nicht komplett für andere, bleib authentisch, denn das ist das, was sich auf Dauer durchsetzen wird.
  • Urteile nicht zu schnell
    • Deine Kunden sind keine Experten in deinem Gebiet. Manchmal werden sie Dinge verlangen, die für dich Seltsam oder absurd erscheinen. Nimm ihnen das nicht übel. Sie kommen schliesslich zu dir, weil sie einen Experten möchten. 
  • Auslagern kann viel helfen
    • Du kannst nicht in allem ein Experte sein. Natürlich scheut man sich davor, Geld für gewisse Dinge auszugeben, die man “selber kann”. Aber manchmal kannst du auch so viel Zeit sparen, dass sich das Beiziehen von dritten lohnen kann. Ein Buchhalter kann z.B. einiges Kosten, aber evt dank Optimierungen wieder einiges einsparen. 
  • Nicht alles auf einmal
    • Ich muss zugeben, daran halte ich mich selber auch noch nicht ganz… ich will trotz allem zu Viel auf eimal und dann verheddere ich mich in diverse Dinge und mache am Schluss gar nichts davon. Lieber weniger Dinge, dafür richtig.
  • Am Anfang kannst du ‚alles‘ machen, später wäre eine Richtung von Vorteil.
    • Wenn du am Anfang deines Business stehst, dann ist es auch OK, alles Mal anzunehmen. Am Anfang brauchst du schliesslich irgendwoher Geld. Du musst dann jene Aufträge, die du in der Form nicht zwingend wieder haben möchtest, auch nicht veröffentlichen. 
  • Hater und Zweifler werden immer wieder kommen, dumme Sprüche auch —> Geniesse sie auch ruhig ein wenig
    • Irgendwann wird der Punkt kommen, an dem andere über dich lästern werden, dir böse Dinge an den Kopf werfen oder sonst auch einfach irgendwie beleidigend sind. Damit musst du klar kommen. Aber ganz ehrlich: Geniesse das auch ein wenig. Meistens kommen die Kommentare nicht von den Erfolgreichsten Menschen die dir folgen, sondern von jenen, die gerne so wären wie du 😉 
  • Mach dir Gedanken über deine Zukunft und stelle die Weichen rechtzeitig, verliere dich aber nicht ausschliesslich darin, das kann die Gegenwart bremsen.
    • Überlege dir Mal, wo du in ein paar Jahren sein möchtest und unternimm bereits jetzt die nötigen Massnahmen, resp beginne schon mit den ersten Schritten in diese Richtung.
  • Alles braucht seine Zeit, nichts geht von heute auf Morgen.
    • Dies ist eine kleine Anknüpfung auf den oberen Punkt. Alles was du jetzt tust entscheidet deine Zukunft, also lasse dich wenn möglich nicht unnötig ablenken und bedenke, dass auch ein Baum mehrere Jahre braucht, um zu einem Stamm heranzuwachsen. 
  • Denke nicht an dich, sondern an deine Kunden
    • Das was für dich perfekt ist, fällt deinen Kunden vielleicht gar nicht auf. Achte stets darauf, was dein Kunde WIRKLICH braucht und schau, dass du seine Bedürfnisse deckst oder im Idealfall sogar übertriffst.
  • Beschäftige dich mit dir selber
    • Nur ein gesunder Geist ist ein kreativer Geist. Beschäftige dich mit Persönlichkeitsentwicklung und mit dir Selber, nur wenn du mit dir selber im klaren bist, kannst du auch im Business klar denken. 
  • Beschäftige dich mit Psyche
    • Lerne, wie Menschen ticken. Du musst mit den Menschen kommunizieren können, damit sie dich verstehen: Welche Wörter verwenden sie? Welche Bedürfnisse sind da? Wie ist ihre Körpersprache? Was möchten sie von dir, damit sie sich gut aufgehoben fühlen?
  • Tausche dich mit anderen (gleichgesinnten) aus
    • Suche dir Menschen, welche ähnlich wie du denken, nur so kannst du auch wieder auf kreative Ideen kommen. 
  • Hole dir Hilfe —> Coaches, Workshops, Videotrainings
    • Es wird Zeiten gehen, in denen du nicht weiterkommst. Gerade hier ist es auch wichtig, dass du bei den richtigen Menschen Hilfe suchst und sie nach kreativer Meinung fragst, plötzlich gehen dir gedanklich Türen auf, an die du nie dachtest.
  • Sei kreativ, auch für dich
    • Nimm dir ruhig auch Zeit, eigene, kreative Projekte voranzutreiben und auch Zeit für dich um gezielt an deiner Zukunft zu arbeiten. Ein Rat den ich selber auch noch besser befolgen muss. 
  • Achte auf deine Psychische und Physische Gesundheit (Ernährung, Sport, Schlaf)
    • Du musst dir selber der wichtigste Mensch sein. Nur ein gesunder Körper und Geist ist ein Leistungsfähiger Geist. Vielen mag es seltsam und egoistisch erscheinen, wenn du dir versuchst täglich mindestens eine Stunde Zeit z.B. für Sport oder Meditation zu nehmen. Aber bedenke, dass du nur dann Leistungsfähig bist und für deine Familie schauen kannst, wenn du selber auch fit bist. Sobald du krank wirst, bist du nicht nur dir selber, sondern auch deinem Umfeld eine mögliche Last.
  • Zeige das, wofür du gebucht werden willst
    • Wie oben erwähnt: Es kann gut sein, dass du am Anfang viele verschiedene Aufträge annimst, egal in welcher Branche du tätig bist. Zeige aber ausdrücklich jene, für die du auch gebucht werden möchtest. Die meisten buchen dich für das, was sie sehen. 
  • Hör auf dein Bauchgefühl
    • Ab und zu wird es vorkommen, dass der Bauch ja sagt, der Verstand nein. Und oftmals musst du deinem Verstand sagen, dass er ruhig sein soll und auf dein Bauchgefühl hören. Oftmals klappt das ganz gut 😉 
  • Scheitern ist auch kein Problem
    • Probiere immer wieder neue Dinge aus, auch wenn du vielleicht etwas Angst hast. Überlege dir vorgängig, was das schlimmste ist, was passieren kann… Ein Finanzieller Verlust? Ist er Verkraftbar? Dann kein Problem. Ein schlechtes Foto? Eine versalzene Suppe? Was auch immer… wenn die Folgen nicht Fatal sind, dann los!
  • Spare nicht beim Equipment, aber kaufe nicht jedes Equipment 
    • Gerade am Anfang sind wir dazu verleitet, viele Dinge zu kaufen, die wir gar nicht benötigen. Ich empfehle dir grundsätzlich gut abzuwägen, welches Equipment du effektiv brauchst und selbst dann nicht das günstigste kaufen, was es auf dem Markt gibt. Meistens wirst du damit nicht lange Freude haben.

 

Verbesserungspunkte als Selbständiger

Natürlich bin ich bei weitem nicht perfekt… auch wenn ich es gerne wäre… na gut, wobei, was ist schon perfekt? Aber auch ich habe natürlich mehrere Punkte, die ich verbessern möchte, hier gerne ein paar Punkte davon:

  • Ich habe kaum Ahnung von Kaltaquise
    • Ich hatte immer das grosse Glück, dass ich nie gross um meine Kunden “kämpfen” musste, da ich das ganze schon sehr Lange vor meiner Selbständigkeit gemacht hatte, kamen die irgendwann von selber. Irgendwann hat es sich herumgesprochen, dass ich gute Arbeit mache und ich hatte so immer wieder neue Kunden. Aber gerade in der Corona Zeit wäre es manchmal noch hilfreich gewesen, wenn ich gewusst hätte, wie ich denn aktiv neue Kunden generiere.
  • Zu wenig freie und kreative Projekte
    • Auch wenn ich diesen Punkt oben als einen wichtigen Punkt markiert habe, so beachte ich ihn selber noch etwas zu wenig. Ich möchte vermehrt freie Projekte machen und mir dafür Zeit nehmen. Ebenso möchte ich mir Timeouts nehmen, um ganz gezielt an meinem Business arbeiten zu können.
  • Lasse mich zu fest im Alltagstrott gefangen nehmen
    • Im Alltag mit Familie, Kind, Freunden falle ich oftmals in diesen Alltagstrott hinen… was teilweise nicht grundsätzlich schlecht ist, denn ich liebe es aktuell die Zeit mit meinem Sohn zu verbringen, so lange er noch nicht in der Schule ist. Ich denke, sobald er in der Schule ist, wird sich das noch ändern.
  • Zu oft die Gedanken: „ah das interessiert eh niemanden“
    • Dieser Gedanke ist ein Gedanke, der mich immer und immer wieder heimsucht und ich weiss ehrlich gesagt nicht wieso. Ist es, das fehlende Feedback? Die Tatsache dass man heutzutage oftmals mehr gegen einen Bildschirm und eine Kamera spricht? Dass die Leute wenig kommentieren? Und und und… ich hab oftmals das Gefühl, dass ich eine tolle Idee habe, und dann wenn es darum geht, die eigentliche Idee umzusetzen denke ich mir jeweils: “Ach ich lass es sein, interessiert doch niemanden”… daran arbeite ich noch.

 

Abschliessende Worte

Das schwierigste am Selbständig sein überhaupt ist, den Entschluss zu fassen und es so durchzuziehen, dass man sich selbständig macht. Das ist zumindest meine Meinung. Alles weitere geht dann meistens irgendwie schon. Man findet seinen Rhytmus, seine Kunden, seine Interessen… all das entwickelt sich ständig weiter. Aber den Entschluss zu fassen und ihn auch effektiv durchzuziehen, ist meiner Meinung nach die grösste Hürde.

So, das war mein Input zum Thema 4 Jahre Selbständigkeit! Wie ist das bei dir? Bist du selbständig? Machst du es nebenbei? Oder machst du deine Leidenschaft rein als Hobby?

Schreib mir gerne! Ich freue mich auf den Austausch! 

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